Eugen Onegin – Lyrische Szenen von Piotr I. Tschaikowski

Die introvertierte Tatjana verliebt sich in den weltmännischen Eugen Onegin und wagt entgegen den gesellschaftlichen Konventionen den ersten Schritt: Sie gesteht ihm ihre Gefühle in einem Brief. Doch Onegin weist sie kühl zurück.

Als er bei Tatjanas Namenstagsfeier den Verlobten ihrer Schwester im Duell tötet, zieht er sich aus der Gesellschaft zurück. Jahre später traf er Tatjana wieder – nun als verheiratete Fürstin. Da erkennt Onegin plötzlich seine Liebe zu ihr. Doch Tatjana bleibt ihrem Mann treu und weist den verzweifelten Onegin, trotz eigener Gefühle, zurück.

Tschaikowskis berühmteste Oper verzichtet auf Pomp und Pathos: Stattdessen stehen Intimität, Sensibilität feine und Zwischentöne im Mittelpunkt. Nicht umsonst bezeichnete der Komponist das Werk selbst als »Lyrische Szenen«. Schon die ersten Takte der Musik fließen unaufdringlich in die Handlung und zeichnen ein atmosphärisches Klangbild.

Besonders bemerkenswert ist Tschaikowskis sparsamer Umgang mit dynamischen Anweisungen in der Partitur – ein Freiraum, den Interpreten bei Strauss oder Puccini kaum finden.

Auch die Aufführungsgeschichte ist faszinierend: Die deutsche Erstaufführung 1892 in Hamburg sollte Tschaikowski selbst dirigieren. Kurzfristig übernahm jedoch der junge Gustav Mahler. Tschaikowski nannte ihn später „einfach genial“. Mahler war so begeistert, dass er Eugen Onegin 1897 als erste Premiere seiner Amtszeit an der Wiener Hofoper ansetzte – mit überwältigendem Erfolg.